Als Musikliebhaber habe ich früher die Platten von Wendy Carlos erstanden, die mittels eines Moog-Synthesizers barocke Musik von Bach und Händel ein neues Image verpassten. Als IT-Begeisterter hatte ich den Wunsch, dies auch mittels eines Computers durchzuführen. Allerdings waren die ersten Versuche mit Commodore64 und anderen Genossen noch zum Scheitern verurteilt, die Möglichkeiten waren einfach nicht ausreichend vorhanden.
Zu meinem ersten Job wurde ich als PC-Spezialist eingesetzt, obwohl ich in meinem Studium nie einen PC solchen gesehen hatte. So bekam ich es mit einem PC von Ontel zu tun, einer Firma, zu der u.a in Las Vegas Caesars Palace gehörte (ein Schelm, wer Böses dabei denkt). Im TV wurde mal der Rezeptionsbereich gezeigt. Die dort benutzten PC kamen mir sehr bekannt vor. Der PC hatte einen 8080 Prozessor und konnte recht flexibel eingesetzt werden. die Fa. AEG benutzte ihn als Endgerät in einer Honeywell-Umgebung (heute lachhafte 64 KB Speicher mit 8 Zoll-Diskettenbetrieb, allerdings auch schon eine Wechselplatte). Nach zwei Seminaren habe ich den softwaremäßig in den Griff bekommen. Das Betriebssystem war sehr klein, eine Rückübersetzung ein Kinderspiel. Es gab auf der Tastatur einige Lämpchen, die man ein- und ausschalten konnte. Diese mit einem Japanquäker zu verbinden war ein Klacks. Damit wurde eine Frequenzabgabe möglich mit drei Kanälen. Dreistimmigkeit war vorhanden, aber mit einigen Geschwindigkeitsproblemen. Etwa in der Zeit kam MIDI aus der Entwickelung. Der Standard ermöglichte die Steuerung von Musikinstrumente mit elektronisch erzeugten Daten.
Erst mit einem PC unter Windows gab es die Möglichkeit, so etwas anständig zu realisieren. allerdings waren die ersten Soundchips sehr dürftig ausgelegt. Man musste schon eine Soundkarte investieren, um gescheit weiterzukommen. So entstanden die ersten Projekte unter General-MIDI. Mit 16 Soundkanälen war schon einiges möglich. Der Klang der frequenzmodulierten Stimmen waren allerdings aus heutiger Sicht nicht schön. Damals benutzte ich noch Cubase von Steinberg. Mit dieser Software konnte man eher in einem Bits- und Bytes-Verfahren die Musikstücke nach eigenem Gusto bearbeiten. Grundlage war allerdings eine Generalmidi Sounddatei per Frequenzmodulation.
Notationsprogramme mit der Möglichkeit zur Erzeugung von Midi-Vorlagen gab es auch noch nicht oder waren unerschwinglich. das habe ich mühsam mit der manuellen Eingabe der Noten in Cubase erledigt. Dann habe ich das Tool Sharkeye gefunden. Das konnte monochrome BMP-Dateien von Noten in Midi Übersetzen, allerdings nicht vollständig. Deshalb wurde dort eine Korrekturmöglichkeit eingebaut, die sehr wirkungsvoll war. Notenbilder können halt mehr oder weniger sauber sein.
Das änderte sich deutlich nach Einführung der Soundsamples echter Musikinstrumente. Ähnlich den Druckertypen kamen Soundfonts ins Netz, mit denen man schon einiges anfangen konnte. Insbesondere gab es einen Soundfont „Jeux14“ von einem Herrn McCoy, mit dem eine riesige Palette von Orgelregistern wiedergegeben werden konnte. Damit entstanden die Alben mit den Orgelwerken von Bach auf der Grundlage von Midi-Dateien mit den Soundfonts. Diese konnten aber nur mit den Soundkarten und softwaremäßig eingestellten Soundfonts richtig wiedergegeben werden. Ich hatte dazu von Creative die Audigy-Live Soundkarte mit 32 Kanälen, die auch eine Weiterverarbeitung mit einem Soundprozessor beinhaltete. Diese ist nach einigen Verbesserungen bei mir immer noch in Betrieb.
Lange Zeit gab es keine sichtbare Verbesserung der Soundverarbeitung mittels Hardware. Dann tauchte MuseScore auf dem Markt auf, eigentlich ein Sequenzer mit allerdings vielen Möglichkeiten (Notation, Echo, Hall etc.). Beim Sound im PC hat sich auch einiges getan. Für die Spielefans war es ja notwendig Sounds jeder Art zu erzeugen um die Spiele auch akustisch aufzupeppen. Man kann immer noch Midi-Daten mit GM spielen lassen, aber offensichtlich wird das eher mit Codecs gemacht. Microsoft hat da wohl seinen eigenen SW-Synthesizer entwickelt. Leider sind die Informationen dazu etwas spärlich.
MuseScore hat mittlerweile die vierte Version und ist GPL und ist m.E. das momentan günstigste Produkt zu Musikerzeugung mit dem PC. Im Laufe der Zeit werde ich meine bisherigen Musikalben auf diese Technologie umstellen. Die ersten Versuche waren jedenfalls sehr positiv, selbst auf einem popeligen Laptop. Der musste allerdings etwas aufgebrezelt werden: SSD-Platte, 16 GB RAM.
Durch die ständigen Entwickelungen auf dem Markt, sowie meine eigenen Fortschritte sind alle Musikstücke insgesamt auch einer Entwickelung unterlaufen. Ich habe Klavier und Violine gelernt. Andere Instrumente haben einen speziellen Schlüssel (Bratsche, Oboe) oder werden in einer anderen Tonart (Oboe da caccia) gesetzt. Die Generalbassnotation musste ich auch erst lernen. So sind die Alben in einem unterschiedlichen Technikzustand. Man möge dies mir verzeihen. Ich komme mehr von der elektrotechnischen Seite und bin damit mehr mathematiklastig. Das ist für die Musiktheorie eine tolle Grundlage, es mangelt mir aber an der Praxis. Somit bin ich musikalisch eher ein Laie und mir fehlt die Kompetenz, weswegen man mir die Verwegenheit verzeihen möge, wenn ich mich an solche Stücke wage. Ich bin mir klar, dass es durchaus Fehler gibt, die gibt es aber auch schon in der Literatur. Finde ich sie, korrigiere ich sie nach bestem Wissen. Die Alben zeigen aber damit die Entwickelung der Soft- und Hardware, sowie die persönlichen Fortschritte. Änderung im Erscheinungsbild der Musikstücke sind obligatorisch, Spitzendirigenten haben ja auch Ihre Spielweisen, Bach ließ viele Varianten zu.
Besonders die Alben mit den Oratorien sind zu erwähnen. Sie sind eine Lebensaufgabe und haben mich animiert sie ab und zu auf den neuesten Stand zu bringen. Das benötigt eine Unmenge von Zeit, da ich mit einem Stück bis zu einer Woche beschäftigt bin. Deshalb bitte ich um Nachsicht für die noch nicht modernisierten Stücke. Leider ist die Gesangsinterpretation noch stark verbesserungswürdig, da die Gesangsstimmen auf den Vokalen a oder o möglich sind. Möglicherweise wird die KI hier eine gewisse Abhilfe schaffen. Lassen wir uns überraschen.
22.4.2024 Johannes Lötz